#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

Gouvernance Revision | Dass die Governance von Schlachthöfen scheitern kann, hatte ich ja bereits in Folge #290 behandelt. Ein neuer Fall in bayerischen Schlachthöfen bestätigt meine damalige Einschätzung.

In diesem Podcast beschäftige ich mich daher erneut mit der Frage, wie die Governance gestärkt werden kann. Dazu analysiere ich die von der Politik vorgebrachten Argumente und vorgeschlagenen Maßnahmen, z.B. die für die Zukunft geforderten flächendeckenden Kontrollen. Komisch, dass das bisher mit den über alle Regierungsbezirke verteilten 85 bayerischen Veterinärämtern nicht der Fall sein soll.

Zusätzlich lasse ich Sie an meinen Überlegungen teilhaben, wie die Internen Kontrollverfahren und die Governance für Schlachthöfe gestärkt werden könnte.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

#305: Vergleichbarkeitsansprüche, Prüfernase und Interne Revision

Prüfungsvorgehen | Als ich zur Jahrtausendwende in der Internen Revision begann, bestand die Anforderung, dass alle Prüfungsergebnisse vergleichbar und unabhängig davon, wer prüft, identisch sein müssen.

Das Problem dabei ist, dass man die Annahme hatte, dass unsere Prüfungstätigkeit wie in einer Fabrik linear-kausal abgewickelt werden kann.

Meine sehr erfahrenen Revisionskollegen fanden das nicht gut, fanden aber keine rationalen Erklärungen für ihr negatives Bauchgefühl.

Mit den von mir entwickelten Prüfungskategorien, die ich Ihnen im Podcast #231 vorgestellt habe, kann man die Probleme dieser Annahme auch auf der rationalen Ebene erklären.

Viel allgemeiner erklärt es Henry Mintzberg in seinem neuen Buch „Understanding Organizations … finally!“ Ich kann es jedem Revisor und jeder Revisorin nur empfehlen. Denn nur wer Organisationen versteht, kann die Angemessenheit ihrer Governance beurteilen.

Folgendes Zitat bringt es auf den Punkt:
„Perhaps nothing has broken the spirit of our professional services more than these imposed technocratic fixes.“

Die erfahrenen Prüfer bekamen auf die Nase, wenn sie vom vordefinierten technokratischen linear-kausalen Weg abwichen – auch wenn sie sensationelle Feststellungen hatten.

Sie durften ihre Prüfernase nicht mehr zum Einsatz bringen! Sie mussten nach Schema F vorgehen.

Nicht in jedem Kontext ist ein linear-kausales Prüfungsvorgehen sinnvoll. In anderen Kontexten muss man anders vorgehen. Dann kann die Prüfernase wieder zum Einsatz kommen!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

#301: Interne Revision – Bullied into silence

Kritik | Drei Impulse führten zu diesem Podcast. Es brauchte wohl so viele, weil es wieder einmal darum geht, Kritik zu üben und dafür kritisiert zu werden.

  • Los geht es mit einer Umfrage, die – wieder einmal – herausfand, dass Interne Revisor:innen unter Druck gesetzt werden oder Ärger bekommen, wenn sie „uncomfortable findings“ an das Management melden.
  • Dann ein Artikel von Meike Schreiber, der ein positives Gegenbeispiel zum Thema macht.
  • Dem folgt ein weiterer Artikel von Meike Schreiber der zwei Beispiele zur Governance aus dem Deutsche Bank Konzern vorstellt: „Immer wieder werden unternehmensinterne Kritiker zum Schweigen gebracht und Probleme zugunsten einer Hurra-Kultur kleingeredet.“

„Bullied into Silence“ betrifft also nicht nur die Interne Revision! Sie betrifft auch die First und Second Line!

Im Kern geht um folgende Fragen:

  • Werden abweichende Meinungen zugelassen?
  • Wer traut sich, es zu thematisieren und zu kritisieren, wenn unternehmensinterne Kritiker zum Schweigen gebracht werden?

Gerade, wenn niemand wagt, Kritik zu üben, ist es dringend erforderlich, dies doch zu tun.

Vielleicht denken Sie sich jetzt: Wieso wir Revisor:innen?
Weil es unsere Aufgabe in der third line ist, außerhalb des operativen Geschäfts einen Blick auf alles zu haben und zurückzumelden, wenn etwas aus dem Ruder zu laufen droht.
Wir sind die kritische Stimme, die Rückmeldungen gibt und Dinge hinterfragt, die andere als selbstverständlich hinnehmen – z.B. weil es schon immer so war oder schon immer so gemacht wurde.
Damit ist es auch unsere Aufgabe, dem Kaiser zu sagen, dass er keine Kleider an hat.

Dazu sollten Sie sich folgendes überlegen:

  • Wie gehen Sie am besten vor?
  • Was äußern Sie?
  • Wie sagen Sie es?
  • Wie gut hören Sie zu?
  • Welche Brücken bauen Sie?
  • Wieviel Zeit nehmen Sie sich?
  • Wie sorgen Sie gut für sich, damit Sie den Ritt auf der Rasierklinge bravourös meistern?

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, viel Erfolg beim Ausprobieren und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

Hier die Links zu weiteren Folgen:

292 Die Implosion der Titan – Wenn der CEO nicht will

https://puhani.com/index.php/2023/10/29/folge-292-die-implosion-der-titan-wenn-der-ceo-nicht-will/

294 Mut, Whistleblowing, schlechte Governance, DWS und Interne Revision

https://puhani.com/index.php/2023/11/12/folge-294-mut-whistleblowing-schlechte-governance-dws-und-interne-revision/
#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

Folge 299: Follow-up zum Whistleblowing eines Apothekers

Werte | Es gibt einen mutigen Whistleblower, der auf Missstände in seinem Wirkungsbereich hinweist. Investigative Journalisten recherchieren und geben dem Whistleblower eine Plattform. Sie berichten darüber.

Und was passiert danach?

Nicht viel. Und das was passiert, gefährdet die Existenzgrundlage des Whistleblowers.

In der Internen Revision ist es mit der Berichterstattung ähnlich.
Glauben Sie nicht, dass eine Berichterstattung alleine irgendein Problem lösen würde. Denn ohne Erledigung der Maßnahmen wird keine Veränderung eintreten.

Wir müssen mit einem konsequenten Follow-up dafür sorgen, dass unsere Feststellungen und Maßnahmen nicht untergehen.

Zusätzlich haben Sie als Interne Revisorinnen und Revisoren die Möglichkeit, die Integrität unternehmerischen Handelns, das mehr oder weniger ethische Verhalten und die wertebasierten Entscheidungen innerhalb Ihres Unternehmens zu diskutieren.

Sie können Handlungsoptionen aufzeigen und, wenn ein bestimmtes Verhalten im Unternehmen nicht den Unternehmenswerten entspricht, diese mangelnde Wertekonformität ansprechen und diskutieren.

Ja, das macht keinen Spaß und ist auch nicht einfach.
Aber es gehört zu unserer Arbeit dazu.

Wir sind die Hofnarren, die hin und wieder Licht ins Dunkel bringen und den Spiegel vorhalten müssen.

Wenn dann der Vorstand entscheidet, er bleibt dabei und unterstützt das bisherige Verhalten, dann ist daran nicht zu rütteln. Aber Sie haben es angesprochen.

Hier das Follow-up zum Fall des mutigen Apothekers auf Folge #296.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

Folge 296: Transparenzmängel und schlechte Governance ermöglichen Abzocke bei Krebs

Internal Audit| Vielleicht haben Sie es mitbekommen, dass Robert Herold, ein mutiger Apotheker der Central-Apotheke aus dem sächsischen Falkenstein, zum Whistleblower wurde.

Warum?

Weil er die enormen Gewinne, die Zytostatika-Apotheker wie er machen können, „moralisch verwerflich“ findet und, dass die Öffentlichkeit ein Recht auf Ehrlichkeit habe. Deutschlandweit geht es um hunderte Millionen Euro im Jahr, welche die Krankenkassen mutmaßlich sparen könnten.

Er informierte die Verantwortlichen der größten gesetzlichen Krankenkasse in Sachsen, der AOK Plus, die enormen Gewinnmöglichkeiten bei der Zubereitung von Krebstherapien.

Dies habe nichts bewirkt. Doch er lässt nicht locker.

Als nächstes versuchte er, seinen eigenen Verband aufzurütteln, den Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA). Er versuchte, seine Kollegen dafür zu sensibilisieren, darüber nachzudenken, die eigenen Einkaufsvorteile an die Krankenkassen weiterzugeben. „Aber das Interesse damals war gleich null“, so sein Eindruck.

Damit endlich nicht mehr so viel Geld der Beitragszahler verschwendet wird, will er Transparenz schaffen und dafür sorgen, dass die Krankenkassen die echten Preise erfahren. Also schickt er immer wieder die echten Einkaufspreise der Apotheker an die AOK Plus.

Wieder sei nichts passiert, doch auch diesmal lässt er nicht locker.

Er geht an die Öffentlichkeit, in der Hoffnung mit diesem Schritt etwas in Bewegung zu bringen.

Ich wollte nun wissen, ob es eine Kontrollbehörde oder etwas Ähnliches für Apotheken gibt, und habe gegoogelt. Und siehe da: Es gibt sogar eine Apotheken-Revision! Sehr, sehr cool!

Hätten der Apotheken-Revision diese Zusatzeinnahmen auffallen können oder müssen?

Hören Sie in diesem Podcast, was ich aus Sicht der Internen Revision von der Governance auf diesem Themengebiet halte.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#375: Soko Tierschutz, IKS im Schlachthof und die Interne Revision

Folge 294: Mut, Whistleblowing, schlechte Governance, DWS und Interne Revision

Bauchgefühl | Klöster sind eine interessante Sache. Die meisten existieren seit Jahrhunderten! Das haben Unternehmen noch nicht geschafft! Wie haben Klöster das geschafft? Der Abt hört i.d.R. einmal pro Woche die Meinung der Mönche an. Außerdem gibt es dort immer eine Person, welche die Rolle des advocatus diaboli einzunehmen hat.

Wenn Unternehmen so etwas institutionalisiert hätten, hätte es diese Podcast-Folge wahrscheinlich nicht gegeben. Er behandelt die Hinweise von Desirée Fixler, der Whistleblowerin im Greenwashing-Skandal der DWS.

Grundlage dieses Podcasts ist das Interview von Lisa Nienhaus und Meike Schreiber mit Desirée Fixler aus der SZ vom 30.06.2023 mit dem Titel „Ich hatte ein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt.“

Es ist nicht so gewesen, dass die Whistleblowerin gleich an die Öffentlichkeit gegangen ist. Nein, sie hat zunächst intern Fragen gestellt und auf Ungereimtheiten hingewiesen.

Gerade weil es zu dem Zeitpunkt noch keine regulatorischen Vorgaben gab, habe man ja nichts falsch gemacht. Anstatt die internen Hinweise dankbar aufzugreifen, entschied man sich dazu, die Querulantin zu entfernen und in den Medien als unfähig zu denunzieren.

Die Denkweise „Wer stört muss gehen!“ ist das genaue Gegenteil von Kritikfähigkeit.

In diesem Podcast gehe ich der hypothetischen Frage nach, wie es einer Internen Revision ergangen wäre, wenn sie die gleichen Fragen gestellt hätte. Wahrscheinlich denken Sie jetzt schon selbst: „Da kann man halt nichts machen! Ohne Fehler keine Feststellung.“

Da bin ich anderer Ansicht. Ein zweck- und werteorientierter Prüfungsansatz, der nicht nur die Zweckerfüllung, sondern auch auf die Wertekonformität nach innen und außen betrachtet, hätte durchaus zu Feststellungen führen können. Mehr dazu erfahren Sie in Episode # 231.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!