#304: Das Augenmaß der Internen Revision

#304: Das Augenmaß der Internen Revision

Augenmaß | In der Internen Revision sollten wir nicht alles über einen Kamm scheren. Stattdessen sollte unser Anspruchsniveau und damit auch unser Augenmaß der sog. „doppelten Proportionalität“ unterliegen.

Dann ist eine Anforderung nicht einfach nur schwarz oder weiß umzusetzen. Die Anforderung sollte je nach Art, Umfang, Komplexität und Risikogehalt der Geschäftsaktivitäten variieren. Wie z.B. in einem Konzern mit Töchtern oder Niederlassungen unterschiedlicher Größe und Geschäftsaktivität.

Aber wäre es denn nicht viel einfacher, wenn wir überall die gleichen Standards anlegen würden? Stimmt – aber uns die Arbeit zu vereinfachen, darf nicht unser primäres Ziel sein.
Vielmehr gehört, das revisionsinterne Anspruchsniveau mit Augenmaß anzupassen, zu den elementaren Merkmalen guter Revisionstätigkeit.
Hilfreich ist, dies bereits bei Beginn einer Prüfung zu besprechen und zu klären. Das kann gegen Ende einer Prüfung viel Stress ersparen! 😉

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#304: Das Augenmaß der Internen Revision

#303: Knebelvereinbarungen für die Interne Revision verhindern

Vereinbarung | Wenn der Revisionspartner Sie im Eingangsgespräch bittet, den eigenen Fachbereich durch die Prüfung nicht zu sehr zu belasten, dann sollten Sie Rücksichtnahme signalisieren. Das habe ich in meinem Buch „Erfolgreiche Prüfungsprozesse in der Internen Revision“ so geschrieben und dazu stehe ich auch.

Doch selbstverständlich sollte diese Rücksichtnahme nicht in einem Knebelvertrag für die Interne Revision enden!

In einem meiner Seminare wurde folgender Fall zur Sprache gebracht:
Der Revisionspartner bat im Eingangsgespräch, die Belastung für den Fachbereich wie folgt zu reduzieren:
Es sollen keine Besprechungen oder Online-Meetings durchgeführt werden, da das den Fachbereich zu sehr belasten würde. Stattdessen solle die Kommunikation ausschließlich per Mail stattfinden.
Die Interne Revision ließ sich darauf ein und versprach, so vorzugehen. Doch dann wurden die Fragen per Mail von den Revisionspartnern nur verzögert und/oder unvollständig beantwortet. Je rücksichtsvoller die Interne Revision war, um so schlechter kam sie voran. Sie wurde ausgebremst.
Sie hatte ja versprochen Rücksicht zu nehmen und den Fachbereich möglichst wenig zu belasten.

Doch – Wie lange lassen Sie sich derartig gängeln?

Wo liegt Ihre Grenze?

Wie kommen Sie aus dieser Falle der Rücksichtnahme wieder heraus bzw. tappen erst gar nicht hinein?

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, viel Erfolg beim Ausprobieren und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#304: Das Augenmaß der Internen Revision

#302: Gefährliche Muster in der Justiz erkennen

Muster | Angenommen, Sie müssten die Funktionsfähigkeit der Strafrechtspflege prüfen

Wie würden Sie es angehen?

Hätten Sie eine Stichprobe gezogen oder eine bewusste Auswahl von X Fällen getroffen und dann eine Aussage über die Einzelfälle getroffen?
Was hätte das Ergebnis bedeutet?

Hätten Sie eine Aufbau- oder Systemprüfung in Kombination mit Funktionstests oder eine Prozessprüfung durchgeführt?

Oder hätten Sie einen systemischen Blick auf das Ganze geworfen und die wertekonforme Zweckerfüllung auf Basis der zugrundeliegenden Muster geprüft?

Hierbei tritt man einen weiteren Schritt zurück und betrachtet nicht nur den Ablauf eines Prozesses,
sondern auch die zugrundeliegenden Interessen der einzelnen Akteure.
Dann beobachtet man die Interaktionen der Akteure.
Ist man weit genug entfernt und löst sich von den Details des Einzelfalls, kann man die zugrundeliegenden Muster erkennen.

  • Worum geht es wirklich?
  • Welches Spiel wird hier gespielt?
  • Welche Spielregeln scheinen zu existieren?
  • Was passiert, wenn sich jemand nicht an die Spielregeln hält?
  • Welche unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen hat das?

Solche Prüfungsaussagen haben eine noch höhere Aussagekraft. Sie spiegeln die aktuellen relevanten Rahmenbedingungen wieder, und zeigen, wie es in Zukunft laufen wird, wenn diese Rahmenbedingungen so bestehen bleiben werden. Erkennt man diese Muster, lohnt es sich zu unterscheiden, welche davon hilfreich sind und welche nicht.

Hilfreiche Muster kann man unterstützen.
Nicht hilfreiche Muster sollte man versuchen zu unterbinden.

Ein erster Schritt ist immer, diese Muster transparent zu machen und zu benennen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, viel Erfolg beim Ausprobieren und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

Hier die Links zu den genannten Folgen:

https://puhani.com/index.php/2022/08/28/folge-231-die-zweite-auflage-ist-da/

https://puhani.com/index.php/2023/12/31/301-interne-revision-bullied-into-silence/

#304: Das Augenmaß der Internen Revision

#301: Interne Revision – Bullied into silence

Kritik | Drei Impulse führten zu diesem Podcast. Es brauchte wohl so viele, weil es wieder einmal darum geht, Kritik zu üben und dafür kritisiert zu werden.

  • Los geht es mit einer Umfrage, die – wieder einmal – herausfand, dass Interne Revisor:innen unter Druck gesetzt werden oder Ärger bekommen, wenn sie „uncomfortable findings“ an das Management melden.
  • Dann ein Artikel von Meike Schreiber, der ein positives Gegenbeispiel zum Thema macht.
  • Dem folgt ein weiterer Artikel von Meike Schreiber der zwei Beispiele zur Governance aus dem Deutsche Bank Konzern vorstellt: „Immer wieder werden unternehmensinterne Kritiker zum Schweigen gebracht und Probleme zugunsten einer Hurra-Kultur kleingeredet.“

„Bullied into Silence“ betrifft also nicht nur die Interne Revision! Sie betrifft auch die First und Second Line!

Im Kern geht um folgende Fragen:

  • Werden abweichende Meinungen zugelassen?
  • Wer traut sich, es zu thematisieren und zu kritisieren, wenn unternehmensinterne Kritiker zum Schweigen gebracht werden?

Gerade, wenn niemand wagt, Kritik zu üben, ist es dringend erforderlich, dies doch zu tun.

Vielleicht denken Sie sich jetzt: Wieso wir Revisor:innen?
Weil es unsere Aufgabe in der third line ist, außerhalb des operativen Geschäfts einen Blick auf alles zu haben und zurückzumelden, wenn etwas aus dem Ruder zu laufen droht.
Wir sind die kritische Stimme, die Rückmeldungen gibt und Dinge hinterfragt, die andere als selbstverständlich hinnehmen – z.B. weil es schon immer so war oder schon immer so gemacht wurde.
Damit ist es auch unsere Aufgabe, dem Kaiser zu sagen, dass er keine Kleider an hat.

Dazu sollten Sie sich folgendes überlegen:

  • Wie gehen Sie am besten vor?
  • Was äußern Sie?
  • Wie sagen Sie es?
  • Wie gut hören Sie zu?
  • Welche Brücken bauen Sie?
  • Wieviel Zeit nehmen Sie sich?
  • Wie sorgen Sie gut für sich, damit Sie den Ritt auf der Rasierklinge bravourös meistern?

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, viel Erfolg beim Ausprobieren und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

Hier die Links zu weiteren Folgen:

292 Die Implosion der Titan – Wenn der CEO nicht will

https://puhani.com/index.php/2023/10/29/folge-292-die-implosion-der-titan-wenn-der-ceo-nicht-will/

294 Mut, Whistleblowing, schlechte Governance, DWS und Interne Revision

https://puhani.com/index.php/2023/11/12/folge-294-mut-whistleblowing-schlechte-governance-dws-und-interne-revision/
#304: Das Augenmaß der Internen Revision

#300: Dietmar Vorfeld blickt auf die Interne Revision zurück

Tipp | Begeisterte Revisor:innen habe ich immer gerne im Interview. Eine besondere Freude ist es jedoch für mich, wenn Interne Revisor:innen mit Begeisterung auf ihre Zeit in der Internen Revision zurückblicken.
So auch Dietmar Vorfeld, der in der Internen Revision der Telekom tätig war, bevor er in Rente ging.
Wir sprechen u.a. über

  • seine Zeit in der Internen Revision,
  • welche Tipps & Tricks er für Neueinsteiger und Berufsanfänger hat (niemals die Vorbereitung unterschätzen!),
  • was man auf alle Fälle vermeiden sollte (Überheblichkeit, Machtmissbrauch, Deals mit dem Fachbereich),
  • wie man sich als Berufseinsteiger fit für die Interne Revision machen sollte, (lernen, lernen, lernen) und
  • wie wichtig Kommunikation, Freundlichkeit und eine gute Selbstkenntnis in der Internen Revision sind.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören, viel Erfolg beim Ausprobieren und erfolgreiche Prüfungsprozesse!

#304: Das Augenmaß der Internen Revision

Folge 299: Follow-up zum Whistleblowing eines Apothekers

Werte | Es gibt einen mutigen Whistleblower, der auf Missstände in seinem Wirkungsbereich hinweist. Investigative Journalisten recherchieren und geben dem Whistleblower eine Plattform. Sie berichten darüber.

Und was passiert danach?

Nicht viel. Und das was passiert, gefährdet die Existenzgrundlage des Whistleblowers.

In der Internen Revision ist es mit der Berichterstattung ähnlich.
Glauben Sie nicht, dass eine Berichterstattung alleine irgendein Problem lösen würde. Denn ohne Erledigung der Maßnahmen wird keine Veränderung eintreten.

Wir müssen mit einem konsequenten Follow-up dafür sorgen, dass unsere Feststellungen und Maßnahmen nicht untergehen.

Zusätzlich haben Sie als Interne Revisorinnen und Revisoren die Möglichkeit, die Integrität unternehmerischen Handelns, das mehr oder weniger ethische Verhalten und die wertebasierten Entscheidungen innerhalb Ihres Unternehmens zu diskutieren.

Sie können Handlungsoptionen aufzeigen und, wenn ein bestimmtes Verhalten im Unternehmen nicht den Unternehmenswerten entspricht, diese mangelnde Wertekonformität ansprechen und diskutieren.

Ja, das macht keinen Spaß und ist auch nicht einfach.
Aber es gehört zu unserer Arbeit dazu.

Wir sind die Hofnarren, die hin und wieder Licht ins Dunkel bringen und den Spiegel vorhalten müssen.

Wenn dann der Vorstand entscheidet, er bleibt dabei und unterstützt das bisherige Verhalten, dann ist daran nicht zu rütteln. Aber Sie haben es angesprochen.

Hier das Follow-up zum Fall des mutigen Apothekers auf Folge #296.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Zuhören und erfolgreiche Prüfungsprozesse!